, Vögele Stefan

Winterschnittkurs im Gänstel

Zuhinterst im Gänstel befindet sich der Hof von Brigitte und Lori. Letztes Jahr haben sie zahlreiche Hochstammbäume gepflanzt. Ein ideales Objekt, an dem uns Paul Widmer in die Kunst des Formierungsschnittes einweihen konnte.

Seit ein paar Jahren leben Brigitte Meier und Lori Usteri zuhinterst im Gänstel. Schafe und Ziegen tummeln sich auf den Weiden und im steilen Gelände befinden sich ein paar ältere Bäume. Letztes Jahr haben sie auf einer der Weiden über 12 neue Hochstammbäume gepflanzt. Bei diesen musste jetzt ein weiterer Formierungsschnitt durchgeführt werden um sicherzustellen, dass der Baum eine schöne, passende Rundkrone entwickelt.

Mehr als 25 Personen lauschten bei herrlich sonnigem Wetter und frühlingshaften Temperaturen den Ausführungen von Rolf Peyer über den theoretischen Aufbau einer Baumkrone, wie sich verschiedene Schnittarbeiten auf das Wachstum des Baumes auswirken, über die Unterschiede von Rundkrone und Spindel und weshalb bei einem Hochstammbaum eine Rundkrone anzustreben ist.

Anschliessend übernahm unser Kursleiter, Paul Widmer, und illustrierte und demonstrierte am ersten Baum, wie die drei bis fünf Leitäste zu identifizeren und definieren sind. Die Leitäste werden im ausgewachsenen Baum die Krone bilden, während die untergeordneten Fruchtäste für die Fruchtproduktion gezogen werden. Damit die Leitäste kräftig werden und die gesamte Lebensdauer eines Baumes die hoffentlich reichen Fruchtertrag stemmen können, müssen sie sorgfältig und geduldig aufgebaut werden. Der Längenwachstum soll deshalb auf 20-30cm pro Jahr beschränkt werden und das Hauptaugenmerk auf das Dickenwachstum gelegt werden. Dazu müssen regelmässige und konsequente Eingriffe in das Wachstum vorgenommen werden. Paul Widmer zog die Analogie zu den entsprechenden Grundsätzen bei der Kindererziehung.

Mit diesem Rüstzeug ausgestattet machten sich verschiedene Gruppen an den weiteren ausgewählten Bäumen zu schaffen. In reger Diskussion wurden Leitäste mit Wäscheklammern markiert und weitere Klammern an den Stellen angebracht, auf die man sich nach intensivem Debattieren und Argumentieren in der Gruppe einigte. Gespannt wurde dann die Kritik und Beurteilung durch Paul Widmer und Rolf Peyer erwartet, die in vielen Punkten mit dem Vorschlag einverstanden waren aber dennoch die Aufmerksamkeit auf besonders zu beachtende Details lenken konnte, so dass die eine oder andere Schnittentscheidung nochmals überdacht werden musste.

Während diese Gruppe von Baum zu Baum weitergingen und auch das Auf- und Abbinden eines Astes praktisch durchführten, hatte sich eine weitere Gruppe zwei alten Hochstammbäumen zugewandt, die schon seit mehreren Jahren nicht geschnitten worden waren. Diese wieder in Form zu bringen produzierte einiges Astmaterial, das zu schönen, die Biodiversität fördernden Asthaufen aufgebaut wurde.

Langsam wurde es schattig und auch etwas kühler. Da kam der Kaffee, Most, die feine Wähe und der leckere Nusskuchen, die Brigitte und Lori offerierten, sehr willkommen. Die Diskussionen wurden auch beim Imbiss heftig weitergeführt und manche weitere Idee, Tipps und Erfahrungen ausgetauscht.

Herzlichen Dank, Brigitte und Lori, für eure Gastfreundschaft und dass wir diesen interessanten und lehrreichen Kurs bei euch durchführen konnten. Wir werden in den nächsten Jahren sicher wieder vorbeikommen um die die weitere Entwicklung der Hochstammanlage aus erster Hand mit zu erleben. Und wer nicht solange warten kann oder will, dem sei empfohlen an einem schönen, sonnigen Tag einen gemütlichen Spaziergang durchs Gänstel zu unternehmen.